„Das Haus ist in einem sehr guten Zustand und eigentlich ist nicht viel zu machen, ein paar Kleinigkeiten eben“ habe ich mich immer wieder schwärmen hören. Aber wie das halt so ist, gestalten sich diese Kleinigkeiten aufgrund der Größe des Hauses doch mühsamer und zeitaufwendiger als gedacht. Meine Oma hat schon immer betont: „Der Teufel steckt im Detail Junge“. So reihen sich die Aufgaben in eine nicht enden wollende Liste von To-Do’s. Aber nun greife ich schon wieder vorweg, noch mal vom Start.
Es ist also wahr und kein Traum mehr. Seit August ist es nun auch ganz offiziell. Die Tinte auf dem Kaufvertrag ist längst getrocknet und quälende Wochen sind vergangen, als endlich die befreiende Nachricht kommt: Die Bank hat überwiesen, da habt ihr die Schlüssel, viel Glück und Servus.
Das Luftschlosz ist Realität.
Mit den Schlüsseln in den Händen können wir endlich loslegen und das erste Bauwochenende planen. Am 11.-12.09. ist es so weit. Bis dahin gab es aber noch gehörig viel zu tun. Baumaschinen organisieren, DIY-Videos auf YouTube reinziehen, Helfer:innen suchen, Aufgaben sammeln und priorisieren, Container bestellen und dem Schutt eine Rutsche bauen, um nur einige zu nennen. Ehe wir es uns versehen, ist es schon so weit, aus der Theorie wird Praxis und was für eine. Der Endgegner besteht aus Stahlseilen, Eisentüren, Ziegelsteinen, Stahlbeton, zieht sich vom Keller bis unters Dach und heißt Essensaufzug. Uns wird klar, ein Wochenende reicht nicht, das Ungetüm abzureißen. Doch mit vereinten Kräften und gehörig viel Bums aus mehreren Schlagbohrmaschinen und Vorschlaghämmern werden wir auch diese Aufgabe meistern. Aber ich greife schon wieder vorweg.
Für uns ist dieses erste Wochenende auch eine Feuertaufe. Das erste Mal werden wir alle für ein Wochenende im Luftschlosz leben und sehen, ob wir trotz der enormen Stresssituation und Arbeitsbelastung als Gruppe funktionieren. Zahlreiche Aufgaben mussten bewältigt werden. Elektrik prüfen, markieren und zurückbauen, für alle Kochen, Tapete runterfetzen, abgehangene Decken zurückbauen, Fußböden rausreißen, Vorgarten herrichten, …. und bei alledem die Kinderschar bei Laune halten. Der erste Tag vergeht wie im Flug und wir belohnen unsere Helfer:innen und uns mit einer gemütlichen Lagerfeuersession. Ein erster Vorgeschmack auf unser gemeinsames Zusammenleben. Während wir lachen, Geschichten erzählen und die Anstrengungen des Tages langsam von uns abfallen wird es spät in Radeberg. Der funkelnde Sternenhimmel begleitet uns und die Müdigkeit breitet sich aus, woraufhin uns die Vernunft ins Bett trägt.
Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es gestärkt in den neuen Tag oder auch „Back to the Baustelle“. Es wird weiter entrümpelt, abgerissen, Tapeten von der Decke gefetzt, gekocht und mit den Kindern die Spielplätze in nächster Nähe erkundet. Zum krönenden Schluss schickt uns die Stadt Radeberg noch einen Willkommensgruß in Form von duzenden Feuerwehrautos, Musikantenvereinen und interessiert blickenden Anwohner:innen direkt am Haus vorbei.
Das Wochenende nähert sich dem Ende, die ersten Container sind voll und unsere müden Knochen zeigen uns, auch wenn es auf den ersten Blick kaum so wirkt, wir haben mordsviel geschafft.
Die nächsten Tage und Wochen sind wir immer wieder im Haus und kommen Stück für Stück voran. Doch am besten geht es doch gemeinsam, also planen wir nicht mal einen Monat später bereits das 2. Bauwochenende. Am 10.-11.10. geht der Spaß von Neuem los. Unser treuer Begleiter ist nach wie vor der Fahrstuhlschacht. Aber es kommen auch neue Aufgaben dazu, so werden im Keller fleißig Fliesen von den Wänden gekloppt, die Wände im Dachgeschoss eingeschlagen und immer wieder Tapete, Tapete, Tapete von den Wänden gerissen. Mittlerweile fühlen wir uns schon wie alte Hasen im Abrissbusiness und die Handgriffe gehen routiniert von der Hand. Die Zeit verfliegt wie im Fluge und ein To-Do nach dem anderen wird von der großen Liste getilgt. Bis auch dieses Wochenende ein Ende findet.
Doch wie in einer Zeitschleife gefangen planen wir bereits die nächsten Baueinsätze. Dieses Mal jeweils nur an einem Tag, um unsere Gesundheit zu schonen. Die Termine sind am 06.11. und 13.11. und wir freuen uns bereits jetzt eure staubigen, verschmutzen und schweißnassen Gesichter (wieder)zusehen.
An der Stelle noch mal dicke props an alle Supporter:innen. Ohne euch wären wir nicht was wir sind und noch längst nicht dort wo wir sind. Also vielen Dank und auf eine glorreiche Zukunft.